In den Osram-Höfen an der Oudenarder Straße hat sich ein interessantes Unternehmen angesiedelt. Die Firma TerraCycle widmet sich einer wichtigen Weddinger Rohstoffquelle: Müll. Ich treffe mich mit dem General Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz Wolfram Schnelle, um nachzufragen, wie das genau funktioniert.
Viel zu viel Müll wird einfach verbrannt, obwohl er eigentlich wiederverwertet werden kann. TerraCycle ruft Sammelprogramme ins Leben, wo gesammelter Abfall kostenlos eingeschickt und zu 100 Prozent recycelt wird. Ob Zigarettenkippen, benutzte Zahnbürsten oder leere Kugelschreiber: Dinge, die normalerweise im besten Fall in der Mülltonne landen und in der Müllverbrennungsanlage enden, werden hier zu neuen Produkten recycelt. Jeder ist aufgefordert, mitzumachen. Die Teams sammeln Zahnbürsten, Stifte oder Zigarettenkippen in jeweils einer beliebigen Sammelbox. Ist genügend Abfall zusammengekommen, beantragen die Sammelteams eine kostenlose Versandmarke bei TerraCycle und bringen das Paket zur Post. So kann jeder der Umwelt etwas Gutes und und zusätzlich erhalten die Sammelteams zwei Cent pro Zahnbürste oder Stift, die für soziale Zwecke nach Wahl gespendet werden können. Gemeinnützige Vereine können sich die Punkte aber auch auszahlen lassen.
Für das Unternehmen ist dieser Aufwand natürlich nicht wirtschaftlich. Selbst wenn die aus dem Müll hergestellten Produkte wie Gießkannen oder Blumentöpfe verkauft werden, wiegt der Erlös nicht die Kosten für Logistik, Personal und Verarbeitung auf. Daher geben verschiedene Hersteller Geld dazu, um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, Ressourcen zu sparen und natürlich auch um ihr Image aufzupolieren.
Die Firma hat es in den Wedding gezogen, weil hier die Immobilienmieten noch günstig sind. Aber obwohl das Unternehmen in 23 Ländern agiert, bemüht es sich um Anschluss an den Kiez. In Berlin gibt es bereits 87 Sammelstellen, in denen jeweils bis zu 200 Leute mitmachen und ihren Müll sammeln. Dann stehen in Kitas, Büros oder Lokalen Sammelbehälter für Zahnpastatuben, Stifte oder Zigarettenkippen– wie zum Beispiel auch im Café Kiezkuchen am Nauener Platz. Dort können die Abfälle fürs Recycling abgegeben werden.
Die Firma TerraCycle sitzt in einem Gemeinschaftsbüro von Green Alley. Green Alley ist die 100%ige Tochter der Landbell AG für Rückhol-Systeme und unterstützt seit 2014 Start-ups mit Gründungskapital, Know-How und Dienstleistungen, um innovative grüne Geschäftsmodelle zu entwickeln. Weitere Unternehmen sollen also folgen, um die 120 Arbeitsplätze sollen hier langfristig geschaffen werden.
Wer mitsammeln oder sich weiter informieren will, findet unter www.terracycle.de alle Infos.
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